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Ungleichheit im globalen Kaffemarkt | Blockchain und Digitale Identitäten

Autor: Johannes Ebert (https://twitter.com/aalfraarauscher)

Die globale Wertschöpfungskette von Kaffee ist ein komplexes Netzwerk von Menschen und Unternehmen, die am Anbau, der Ernte, der Verarbeitung, dem Handel, der Lagerung und der Röstung beteiligt sind. Aufgrund der vielen Verarbeitungsschritte ist es gut möglich, dass dein Kaffee bis zu 150 Mal die Besitzerin gewechselt hat, bevor er in deiner Tasse landet! [1]

Damit du morgens einen erstklassigen Kaffee genießen kannst, müssen alle diese Akteure Höchstleistungen vollbringen. Und sie alle müssen ihren Lebensunterhalt verdienen. Und obwohl Kaffee ein so beliebtes Produkt ist, klappt genau das nicht besonders gut. Im Gegenteil: Der riesige Umsatz, der mit dem Verkauf von Kaffee erzielt wird, ist sehr ungleichmäßig entlang der Lieferkette verteilt.

Quelle: UNCTAD - Commodities at a glance, No. 10

Große Nachfrage - wenig Einkommen

Kaffee ist eines der am meisten konsumierten Getränke der Welt. Die Nachfrage wächst seit rund 500 Jahren stetig. Über 2,25 Milliarden Tassen Kaffee werden täglich rund um den Globus getrunken. Das ist vergleichbar damit, wie viele Menschen jeden Tag Facebook nutzen. Und ein Ende dieses „Hypes“ ist nicht in Sicht: Die Nachfrage in nicht-traditionellen Märkten wie China wird sich in den nächsten 10 Jahren voraussichtlich verdoppeln.

Angesichts dieses unglaublichen Erfolges erscheint es absurd, dass viele Farmer:innen damit kämpfen, den Kaffeeanbau zu einem profitablen Unterfangen zu machen. Teilweise lässt sich dies auf eine mangelnde Professionalität der Anbaumethoden zurückführen. Die meisten Kaffeefarmer:innen sind Kleinbauern, 10 Millionen allein in Afrika. Das ist mehr als ein Drittel aller weltweit in der Kaffeeindustrie beschäftigten Menschen. Viele von ihnen sind "zufällig" Farmer:innen geworden, weil sie von ihren Eltern eine Kaffeefarm geerbt haben. Kaffee von guter Qualität anzubauen erfordert jedoch viel Know-how, Zeit und Investitionen. Nur so entsteht ein Produkt, mit dem sich ein guter Preis erzielen, Gewinn erwirtschaften und Investitionen finanzieren lassen.

Das eigentliche Problem, das verhindert, dass die Erzeuger:innen von Kaffee von ihrem Einkommen leben können, ist jedoch die Marktdynamik im internationalen Kaffeehandel. Die Millionen Farmer:innen stehen dort einer Handvoll von Käufer:innen gegenüber. Die fünf größten internationalen Handelsunternehmen wickeln über 40 % des weltweiten Kaffeehandels ab. Diese Marktmacht der großen Unternehmen führt dazu, dass sie die internationalen Preise für Rohkaffee mehr oder weniger diktieren können und angesichts ihrer geringen Anzahl Vereinbarungen finden, um den Markt unter sich aufzuteilen.

Selbst in Ländern, in denen die Kaffeeindustrie stark reguliert wird, um so die Farmer:innen zu schützen, ist die Situation nicht bedeutend besser. In Kenia gibt es zum Beispiel eine Kaffeeauktion, über die der gesamte im Land angebaute Kaffee - von wenigen Ausnahmen abgesehen - vermarktet wird. Der Auktionsmechanismus soll optimale Preise für alle sicherstellen. Die großen Kaffeehandelsunternehmen haben jedoch Geschwisterfirmen, die die gesamte Lieferkette abwickeln. So ist der Miller, der den Kaffee von der Farmerin kauft, auch der Vermarkter, der ihn zur Auktion bringt, der auch die Käuferin ist, die ihn ersteigert. Da es nur eine Handvoll großer Käufer:innen gibt, ist es einfach, im Vorfeld Absprachen zu treffen, wer für welchen Kaffee bieten wird. Diese Konstellation treibt die Gewinne für die Farmer:innen gegen Null.

Quelle: UNCTAD - Commodities at a glance, No. 10

Herausforderungen für Farmer:innen - Geringe Margen, verzögerte Zahlungen und Preisschwankungen

Nach Untersuchungen der UNCTAD (der UN-Handelsagentur) zur Wertschöpfungskette für äthiopischen Kaffee erhalten die Bäuerinnen und Bauern nur 2 bis 3 % des Verkaufspreises. Von diesen verschwindet geringen Beträgen müssen zudem noch die Kosten für Anbau, Ernte, Trocknung etc. gedeckt werden. Am Ende führt dies dazu, dass Farmer:innen oft überhaupt keinen Gewinn machen.

Quelle: UNCTAD - Commodities at a glance, No. 10

Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Landwirt:innen nach der Ernte oft mehrere Monate warten müssen, bis sie ihre Zahlung erhalten. Für jedes Unternehmen sind verspätete Zahlungen eine Belastung. Sie verhindern Investitionen und machen es schwierig, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Für Kleinbäuerinnen und -bauern, die von vornherein nicht über viel Liquidität verfügen, ist dies eine noch größere Herausforderung.

Und um alles noch ein wenig komplizierter zu machen, schwanken die Preise für Rohkaffee sehr stark. Allein zwischen 2011 und 2017 variierte der Benchmark-Preis für Arabica-Kaffee an der New Yorker Kaffeebörse zwischen 3,0 US-Dollar pro Pfund und 1,0 US-Dollar pro Pfund.

Für die großen Kaffeeeinkaufsfirmen ist das ein Ärgernis. Sie beschäftigen jedoch Finanzexpert:innen, die ihnen helfen, sich gegen diese Preisschwankungen abzusichern, indem sie Terminkontrakte und andere Finanzinstrumente kaufen.

Für die Farmer:innen ist das eine ganz andere Geschichte. Für die meisten von ihnen sind die Dynamiken und die Gründe für diese Preisschwankungen (die z.B. in einer Überproduktion in Brasilien oder Kolumbien liegen können) nicht nachvollziehbar. Alles, was sie wissen, ist, dass sie ihren Kaffee irgendwo hinbringen, und drei Monate später, wenn die Zahlungen endlich eintreffen, nur ein Drittel von dem erhalten, was sie erwartet haben (und vielleicht weniger als das, was sie investiert haben).

Und es gibt niemanden, der ihnen die Gründe dafür erklärt. Wir haben den Direktor einer Genossenschaft in Kenia gefragt, was sie ihren Mitgliedern sagen, wenn die Preise sinken. "Wir sagen ihnen einfach, dass es nächstes Jahr wieder aufwärts geht."

Es dauert fünf Jahre, bis eine neue Kaffeepflanze Ertrag bringt. Davor und danach muss viel Aufwand und Geld investiert werden, um sie über viele Jahre am Leben und gesund zu halten. Die nötigen Investitionen sind teuer. Es ist schwer, genaue Zahlen über die Produktionskosten zu finden, aber sie liegen wahrscheinlich zwischen 0,9 und 1,5 Dollar pro Pfund Kaffee.  Eine solche Investition in eine kleine Farm zu tätigen, wenn nicht sicher ist, ob der Preis im nächsten Jahr $3,0 pro Pfund oder $1,0 pro Pfund betragen wird, ist verständlicherweise eine schwierige Entscheidung.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Kleinbäuerinnen und -bauern auf der ganzen Welt Investitionen und gute Praktiken vernachlässigen oder ihre Farmen ganz aufgeben, wenn sie nicht über die Runden kommen.

Das Resultat ist ein Teufelskreis, der sogar die großen Kaffeeunternehmen beunruhigt (und beunruhigen sollte). Wenn sich die Farmer:innen nicht genügend Dünger leisten können, sinkt die Qualität, der Ertrag geht zurück, und die Nachfrage nach dem, was sich verkauft - Specialty und Biokaffee - kann vielleicht bald nicht mehr befriedigt werden. In Kenias Hauptkaffeeanbaugebiet, an den Hängen des Mount Kenya, ist ein Großteil der Kaffeebäume bis zu 30 Jahre alt und muss ersetzt werden. Die Marktdynamik hat jedoch nie die Anreize geschaffen, diese Investition zu tätigen, und viele Farmen in der Region befinden sich - wie die an vielen anderen Orten - auf dem absteigenden Ast.

 

Quelle: UNCTAD - Commodities at a glance, No. 10

Lösungen

Um diesen Trend umzukehren, gibt es letztendlich nur eine Lösung. Die Farmer:innen müssen durchgängig positive Margen erzielen, die einen Anreiz bieten, in das Geschäft zu investieren, die Qualität zu verbessern und mehr Nachhaltigkeit zu schaffen. Um dies zu erreichen, müssen Veränderungen auf vielen Ebenen stattfinden. Einige davon erfordern Maßnahmen von großen, branchenführenden Unternehmen sowie Regierungen.

Aber auch Marken und Konsument:innen von Kaffee können zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Deshalb haben wir insidecoffee.com, gegründet, eine Kaffeemarke, die in Sachen Transparenz neue Maßstäbe setzt, Werte im Herkunftsland schafft und die Wertschöpfungskette zugunsten der Kleinbäuerinnen und -bauern ausbalanciert.

Transparenz

Bei insidecoffee.com glauben wir an die Macht von euch, den Verbraucher:innen. Die meisten von uns wollen verantwortungsvoll konsumieren, haben aber keinen Zugang zu den dafür benötigten, verlässlichen Informationen. Und manchmal hätten wir diesen Zugang zwar, schaffen es aber trotzdem nicht, die Daten auch zu nutzen, weil wir sie in der Flut von Informationen, die jeden Tag auf uns einprasseln, nicht identifizieren können. 

Unsere Farmer:innen und andere Beteiligte des Produktionsprozesses verwenden digitale Identitäten, um zu bestätigen, wann sie euren Kaffee verarbeitet haben und wie viel sie daran verdienen. Wir stellen euch all diese Daten leicht zugänglich zur Verfügung. Jede Packung Inside Coffee hat einen digitalen Zwilling. Ihr erreicht ihn, in dem ihr den Code auf eurer Packung scannt. Auf unserer Tracing-Seite findet ihr Informationen zu den Menschen, die den Kaffee produziert und verarbeitet haben, könnt die Reise des Kaffees nachvollziehen und genau sehen, wer wie viel von dem erhält, was ihr für die Packung bezahlt.

Wert

Inside Coffee wird in Kenia geröstet, wodurch lokale Arbeitsplätze und Einkommen unterstützt werden und ein viel höherer Anteil der Einnahmen am Ursprungsort des Kaffees bleibt. Darüber hinaus ist die Röstung am Ursprungsort auch häufig wirtschaftlicher. Anstatt die grünen Bohnen mehrmals um die Welt zu transportieren, geht der geröstete Kaffee den direkten Weg von der Quelle zum Einzelhandelsgeschäft.

Direkte Zahlung

Inside Coffee ermöglicht es euch, die Treuepunkte, die ihr mit jeder Packung erhaltet, in ein Trinkgeld für die Farmerin umzuwandeln. Damit können wir die Einnahmen der Farmer:innen um mehr als 30% erhöhen.

Seid gespannt auf unsere folgenden Artikel, in denen es noch genauer um unsere Tracking-Technologie und das Rösten am Ursprungsort geht.

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